4. Reisebericht
Sommer 2009

Die große Neuigkeit dieser Reise ist das Initiieren eines 2. Stickprojektes im Westen Afghanistans. Am 30. Juli 2009 lande ich pünktlich nach 7 Stunden Flug in Kabul. Bei einer Fahrzeugkontrolle erweist sich, dass ich durch meine afghanische Kleidung gut vorbereitet bin. Man hält mich für eine Afghanin. Bereits am gleichen Tag fliege ich nach Herat, wo ich eine Woche bleibe. Ich komme bei Rateb Azimi, unserem Repräsentanten in Afghanistan unter, der wieder in Afghanistan lebt und hier die Projekte der DAI betreut.

Neues Stickprojekt in Sharak

Mein Besuch hat als Hauptziel, ein neues Stickprojekt zu initiieren. Rateb hat schon die Weichen gestellt. In Sharak, nahe bei Herat, gibt es eine Siedlung von aus dem Iran zurückgekehrten Hazara. Hier hat die DAI ein Frauenzentrum mit einem reichhaltigen Angebot an Kursen gegründet. Die Direktorin des Zentrums ist die sehr junge, aber überaus energische und effiziente Organisatorin Aqila Nazari. Sie und Rateb haben das Sticken der ersten Muster ermöglicht. Jetzt lernte ich die Frauen kennen. Wir trafen uns dreimal, um eine Vertrauensbasis aufzubauen und um die technischen Rahmenbedingungen für das neue Projekt festzulegen. Die Ankaufspreise für zwei unterschiedliche Arten von Stickerei, Keshide (eine bunte Nadelmalerei, der venezianischen Tapisserie ähnlich) und Kandaharidusi (ganz in weiß, die der tshadris, der Vollverschleierung) wurden ausdiskutiert. Die Arbeiten sollten ausschließlich mit Seidengarnen, gesponsert von der Firma Madeira Garne, durchgeführt werden. Die Frauen hatten so gut wie keine traditionellen Muster mehr zur Verfügung, da sie ihre Habseligkeiten in der Not der Kriegszeit für ein paar Afghani verkauft hatten. Deshalb schickte ich ihnen nach meiner Rückkehr nach Freiburg eine Sammlung von Fotos von traditionellen Mustern zu. Grundsächlich sticken sie nicht mehr für den Eigenbedarf; sie halten sogar diese Handstickerei für altmodisch, dagegen die industriell gestickten Stoffe für attraktiv, nicht anders als in Laghmani. Die Hazara-Frauen sind viel schüchterner, als ich es mir vorgestellt hatte. Die Frauen, die im Iran als Flüchtlinge unterwegs waren, waren dort zwar selbstbewusster geworden, konnten aber nicht mehr sticken. In der Zwischenzeit kommen regelmäßig Stickereien aus Sharak.

Hinweis

Viele weitere Informationen findet man in der Langfassung meines Berichts (pdf-Datei oben links).