Reisebericht August 2022

Liebe Interessierte an Guldusi,

Anfang des Jahres konnten drei unserer Mitarbeiter aus Afghanistan mit ihren Familien (eine Familie aus Herat und zwei aus Kabul) evakuiert werden; sie leben derzeit in Freiburg. Im Februar suchten wir somit neue Mitarbeiter, da unser Verein Deutsch-Afghanische Initiative entschlossen ist, die Aufgaben, denen wir uns seit Jahren verschrieben haben, vor Ort weiterzuführen. Unter der aktuellen Taliban-Regierung ist die Misere größer denn je. Die Projekte passten wir an die Notlage an, z.B. führten wir vier Nothilfen durch, verteilten Lebensmittel an Familien und unterstützen Lehrer finanziell, obwohl wir uns sonst primär für die Schulbildung einsetzen.

Kann Guldusi weitergeführt werden?

Ich war entschlossen, die Stickerinnen nicht im Stich zu lassen und alles daranzusetzen, eine Genehmigung für die Fortsetzung des Stickprogramms zu erhalten. Unsere neuen Mitarbeiter hatten über Wochen in Kabul versucht, diese Erlaubnis von den Taliban zu erhalten, jedoch ohne Erfolg. Im Februar erhielt ich ein Visum aus dem Konsulat in München, das mir jedoch nicht garantierte, auch nach Kabul einreisen zu dürfen, da das Konsulat die derzeitige Regierung nicht anerkennt und vielleicht auch das Visum nicht anerkannt werden würde. Ich flog am 20. Juni ab und konnte erfreulicherweise ohne Probleme die Grenze passieren.

Wir entschlossen uns, die Strategie zu ändern, und wendeten uns direkt an den Gouverneur der Provinz Parwan, in der die Dörfer der Stickerinnen liegen. Er ist die höchste Taliban-Instanz der Provinz. Wir zeigten ihm Stickereien, erläuterten, dass seit 18 Jahren Frauen mit ihrer Arbeit das Überleben der Familie sichern, ohne dabei aus dem Haus zu gehen, und zugleich eine Tradition fortführen. Er hörte uns zu, begutachtete das Mitgebrachte interessiert und erteilte uns schließlich die Erlaubnis. Wir konnten durchatmen!

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