September 2016

In diesem Sommer genießen wir Frauen aus Europa, die wir uns regelmäßig mit den Besuchen nach Afghanistan abwechseln, den Sommer zu Hause. Khaled und sein Bruder haben gerade die Stickereien eingesammelt und ein befreundeter Afghane aus Deutschland kümmert sich dieses Mal um die Logistik. DANKE Ahmad Shah!

Meshgan erzählt uns, wie es zugeht

Eingangs sei hier eine kleine afghanische Comic-Geschichte von Meshgan gezeigt. Sie hat überraschenderweise vor ein paar Monaten diese 8 Quadrate geliefert. Hier können Sie „lesen“, wie sich Stickereien in Reis (bzw. Lebensmittel) verwandeln. Meine Interpretation lautet:

1) Meshgan stickt, was ihre Schwester Frosan (ebenfalls eine Stickerin) zeichnet. 2) Die zwei Schwestern waschen die fertiggestickten Tücher. 3) Dann werden sie gebügelt, wobei das Bügeleisen auf der Flamme des Gaskochers erhitzt wird (üblicherweise mit Glut im Bügeleisen, so wie es bei uns üblich war, als wir noch keinen Strom hatten). 4) Die zwei Schwestern begeben sich zur „Abgabestelle“, zu einer anderen Stickerin, die über viel Platz im Hof verfügt. 5) Begegnung zwischen der Stickerin, Khaled und mir. Sie erkennen mich am langen Haar und der Brille. Ich trage auf dem Bild weder Kopftuch noch eine Tunika, was jedoch nicht der Realität entspricht. Wenn ich mich auf den Dörfern und überhaupt in Afghanistan aufhalte, passe ich meinen Kleidungsstil an. Meshgans gesticktes Tuch ist auf dem Boden ausgebreitet und wir kommentieren es. Dann bezahlt Khaled sie für die Stickereien, die sie im Quartal zuvor abgegeben hatte. Die Geldscheine liegen in der unteren rechten Ecken – bunte rechteckige Stapel. Ich selbst übergebe ihr eine Tüte mit Material, Stickgarne und Blaustoff für das nächste Quartal. 6) Meshgan, wieder zuhause angekommen, gibt ihren Lohn an ihre Mutter ab (ob ganz oder teilweise, sehen wir nicht). 7) Die Mutter geht zum Bazar, kauft Lebensmittel ein und fährt 8) mit der Rikscha nach Hause.

Wie es weitergeht …

Was Meshgan gestickt hat, wiederholt sich noch etliche Male, denn insgesamt sind es 200 Stickerin­nen, die in drei nah beieinander liegenden Dörfern leben und in etwa dieselbe Abfolge an Ereignissen erleben. Was nicht mehr dargestellt ist: Nach dem Einsammeln der gestickten Tücher, werden von mir über 2 bis 3 Tage die Löhne ausgerechnet; üblicherweise wird diese Aktion in Stille, nämlich in Freiburg, durchgeführt. Anschließend geht es in meinem Zuhause über eine Woche wie in einem Bienenstock zu. Vielen treue und fleißige Freundinnen kommen vorbei. Zusammen bereiten wir die ungefähr 4.000 Quadrate für den Verkauf vor. Das geschieht viermal im Jahr. Erst nachdem alles sortiert, gebügelt, verpackt und ausgezeichnet ist, können die Stickereien zum Verkauf angeboten werden – in den Shopgalerien auf guldusi.com oder auf Messen oder Ausstellungen.