Reisebericht 2
Stickprojekt in Laghmani
und mehr

Mai 2006, Pascale Goldenberg
 
Im Rahmen der zweiten Reise haben wir uns auch mit der Gesundheitsfürsorge und -erziehung befasst. Hierüber gibt nur die Langfassung des Berichts Auskunft (siehe PDF-Datei zum Herunterladen rechts oben).

Wiedersehen, das Kennenlernen neuer Frauen, Abschluss von Verträgen

In Kala-e-kuna, Sufian pain und Kakara hatte ich mit über 300 Frauen zu tun. Bis jetzt hatten „offiziell“ nur bis zu 80 Frauen gestickt, die ich schon kannte und die Material erhalten hatten. Hinzu kamen zahlreiche Frauen, die teilnehmen wollten und die behaupteten, sticken zu können. Die neuen Bewerberinnen wurden getestet und ihre Fähigkeit zu sticken wurde genau überprüft. Das Auswählen der Frauen und das „nein“ aussprechen zu müssen (auch zu 5 Frauen, die schon mitgearbeitet hatten), war das Schwierigste, weil die Frauen gekämpft hatten, um sticken zu können – eigentlich ein gutes Zeichen. Sobald ich „nein“ gesagt hatte, war meine Dolmetscherin Weeda sehr klar und deutlich, eine sehr unangenehme Aufgabe. Das Argument, man sei finanziell bedürftig, konnte leider nicht akzeptiert werden.

Der Vertrag legt 4 Punkte fest:

  • ausschließlich von Weeda verteilte (also von mir geschickte) Stoffe und Stickgarne werden verwendet
  • zwischen den bestickten Quadraten ist ein Abstand einzuhalten
  • die Tücher sind sauber abzuliefern
  • nur die festgelegte Anzahl von Quadraten wird angekauft.

Ich selbst lege fest, wie viele bestrickte Quadrate bei jeder Frau angekauft werden. Dies hängt von ihrer Stickart und der Qualität der Ausführung ab. Die Mindestzahl beträgt 10 Quadrate, die Höchstzahl 80. Auf diese Weise kann auch in Deutschland besser geplant werden. Mit 172 Frauen wurde ein Vertrag abgeschlossen. An diesen Tagen wurde immer wieder beim Legen der fertigen bestickten Tücher beraten, was gut und charaktervoll ist oder im Gegenteil langweilig und eintönig. Über die Qualität der Stiche wurde auch gesprochen, obwohl es nicht so dringend nötig war. Mit dem Einverständnis der Frauen wurde auch der Rhythmus der Bezahlung anders festgesetzt.

Ideen für die Zukunft

Für die Auswahl der Frauen soll ein neues Verfahren entwickelt werden, das jeder eine gute Chance bietet. Auch die finanzielle und soziale Situation einer Frau (z.B. Ist sie Witwe? Zahl der Kinder?) soll möglichst einbezogen werden. Über eine kleine Alphabetisierung (mit Namen unterschreiben) wird nachgedacht. Kann der Gedankenaustausch mit den Frauen im Hinblick auf eine Verbesserung der Qualität optimiert werden?

Bemerkungen

Die Frauen scheinen glücklich über die neue Verdienstmöglichkeit. Die Arbeit macht ihnen Freude. Sie gewinnen an Selbstbewusstsein. Sie entscheiden offenbar selbst über die Ausgaben (Lebensmittel, Holz, Gas, Arztbesuche). Junge Mädchen kaufen auch nette Kleidungsstücke für sich. Selbst die Möglichkeit, einen Vertrag abzuschließen, stärkt das Selbstbewusstsein. Die Männer unterstützen die Tätigkeit ihrer Frauen. Eine der neuen Stickerinnen, Latifa, lieferte neben anderen wunderschönen Stücken ein Quadrat mit den Umrissen Afghanistans ab und dem Zusatz „Deutsch Afghanische Initiative“; ein anderes zeigte einen Vogel mit dem Zusatz „Gute Reise“. Auch bei den Motiven bewegt sich also etwas. Ein Tor zur Welt öffnet sich.

Hinweis

Viele weitere Informationen findet man in der Langfassung meines Berichts (pdf-Datei oben rechts).