Pascale Goldenberg
Kurzvita
- 1960 in Paris geboren
- Studium der Geologie in Grenoble, Frankreich; Abschluss mit Diplom »Alpine Geologie«
- Seit 1983 wohnhaft in Freiburg i. Br. mit Familie
- Seit 1989 freischaffende Künstlerin und free-lance Leiterin von Workshops in der Erwachsenenbildung (Bereich Textilgestaltung)
- Autorin zahlreicher Artikel in der deutschen und französischen Textil-Fachpresse
- Seit 1996 jährlich mehrere Einzelausstellungen in Deutschland und Frankreich sowie Teilnahme an zahlreichen Wettbewerben und Ausstellungen in Europa, USA und Japan
- Organisation von mehreren textilen Events: »Textile Kultur Wochen« in Freiburg 1996, EU-Wanderausstellung »Fäden verbinden Frauen« 2008-10, EU-Wanderausstellung »Afghanistan – Inspiration« 2010-2012
- 2000 in den Bundesverband Bildender Künstler (BBK Süd-Baden) aufgenommen
- Seit 2005 künstlerische Beraterin eines Sozial- und Kunstprojektes in Afghanistan (DAI e.V. Freiburg)
Statement
Das Kombinieren so unterschiedlicher Tätigkeiten wie die einer freischaffenden Künstlerin, Dozentin und Betreuerin der Stickprojekte stellte eine auf Dauer kaum zu bewältigende Herausforderung dar. Einerseits hatte für mich die große Verantwortung für mehr als 200 Stickerinnen Priorität, andererseits konnte und wollte ich aber auch nicht meine Aktivität als Künstlerin aufgeben. So galt es, im Laufe der Jahre Wege zu finden, alles zu einem in sich stimmigen Ganzen zusammenzufügen. Die Lösung des Problems fand ich darin, meine Kunst direkt mit der Arbeit für das afghanische Projekt zu verknüpfen.
Es ergeben sich zwei Richtungen:
Zwischen meiner persönlichen Situation als Westeuropäerin und derjenigen der afghanischen Frauen besteht eine große Diskrepanz. Ich bin »frei« und habe die Möglichkeit nach Afghanistan zu reisen, während die afghanischen Frauen nicht einmal einen Personalausweis besitzen. Sie sind »unfrei«, denn sie dürfen in der Regel keine eigenen Entscheidungen treffen. Sie können ihren Hof nicht selbstständig verlassen, in der Öffentlichkeit können sie sich nur in Vollverschleierung zeigen und dürfen nicht entscheiden, ob ihre Töchter in die Schule gehen.
Als symbolischen Träger für diese spezielle globale Problematik wählte ich den »Tshaderi«, die Vollverschleierung der afghanischen Landfrau, als Thema für meine künstlerischen Arbeiten.
Es entstand über die Jahre eine Serie von eigenen künstlerischen »Vollverschleierungen«, die ich unter dem Titel »Verstellte Blicke« in einer Ausstellung präsentiert habe (dazu siehe separater Text sowie Fotoserie). Diese Serie wächst weiter, denn die persönliche Verarbeitung ist noch nicht abgeschlossen.
Dazu gehört ein Textilbuch als Collage »Die Afghanin«, eine gestaltete Sammlung von Texten (aus der Literatur aber auch aus der Presse).
Die Stickereien werden auf ausgedienten, jedoch gut erhaltenen weißen Bettlaken durchgeführt, die in Deutschland über die Jahre gesammelt wurden. Um die Transportkosten (nach Kabul und zurück) nicht durch unnötiges Gewicht zu belasten, werden die nicht brauchbaren Teile von den Laken abgetrennt. So fällt kiloweise Material an, das das Ausgangsmaterial meiner künstlerischen Arbeit ist. Ich fertige daraus Wandbehänge und Bodeninstallationen, in denen der weiße Farbton dominiert. Diese Arbeiten sind meine Reaktion auf die afghanische Frauenproblematik, die ich künstlerisch-kreativ umsetze.