Pokhtadusi

Der Pokhtadusi ist ein Legestich, der dazu dient, Fläche zu füllen. Er eignet sich hervorragend, um figurative Motive darzustellen. In Europa kennt man ihn als Bucharastich oder als sogenannten Klosterstich. Er wurde in den deutschen Klöstern im Mittelalter benutzt, um quadratmetergroße Wandbehänge aus Wollgarnen zu gestalten. Dieser Klosterstich gehört seit mehreren Jahrhunderten zur Textiltradition Usbekistans. Weil große Teile der usbekischen Bevölkerung früher Nomaden waren, wurde diese Tradition auch in die Nachbarländer Turkmenistan, Tadschikistan und Afghanistan weitergetragen. Der Stich wurde von den Volkskundlern „Bucharastich“ genannt, nach der berühmten historischen Stadt Buchara in Usbekistan. Dort wurden traditionell so genannte Suzanis gestickt, die allerdings nie als Decken, sondern nur als Wandbehänge gedient haben.

Das Ausüben des Stiches am Stickrahmen

Ein Stoffstück (von einem Betttuch) wird in einen Stickrahmen eingespannt. Circa 60 cm Mouliné (Stickgarn) werden in die Nadel gefädelt, am anderen Ende wird ein Knoten gemacht. In der Mitte des Rahmens beginnt die Stickerei: man sticht von unten durch den Stoff (Punkt A), der Faden wird herausgezogen und 2 bis 3 cm weiter unten wieder eingestochen (Punkt B). Dieser lange Stich (von A nach B) wird dann mit einer Reihe kleiner Überfangstiche folgendermaßen befestigt: circa einen halben Zentimeter weiter (von B in Richtung A, also zurück) wird von unten nach oben direkt angelehnt an die linke Seite vom langen Stich, wieder herausgestochen ( C), der Faden wird über den langen Stich gelegt und gleich wieder eingestochen, also rechts vom langen Stich (D). Die Punkte C und D liegen gegenüber, nur wenige mm voneinander entfernt. Diese Legeaktion wird entlang des langen Stiches mehrfach wiederholt, mit einem Abstand von circa einem halben cm, bis die Nadel in der Nähe von A angekommen ist. Hier sticht sie wieder heraus, knapp an A vorbei. Etwas versetzt wird dann ein neuer langer Stich gemacht, ganz knapp parallel zum ersten (von A´ bis B´). Dieser wird auf die gleiche Art und Weise mit Überfangstichen befestigt. Dieser Vorgang wird immer wiederholt, bis das Motiv vollendet ist.
Je nach Schräge und Länge der Überfangstiche und deren Abstand voneinander ergibt sich ein unterschiedliches Stickbild, obwohl das gleiche Stickprinzip angewendet wurde.