"Kreative Fäden
von Afghanistan bis Europa"
Über eine Spezialedition »Raute«

Die afghanischen Frauen der Volksgruppe der Hazara sind als hervorragende Stickerinnen bekannt. Sie meistern die verschiedensten Stickstiche, doch für das 2. Stickprojekt der DAI war die besondere Art des Gobelinstichs gefragt. Leider ist die traditionelle Aktivität des Stickens vom Aussterben bedroht, da die Frauen nicht mehr für den Eigenbedarf sticken und Handstickerei als „altmodisch“ betrachten.

Die Hazara-Frauen aus Sharak (bei Herat in Westafghanistan) haben sich die Handstickerei wieder beigebracht. Sie haben die feine Bewegung der Nadel, die sie 25 Jahre nicht mehr ausgeübt hatten, wiedergefunden. Im Rahmen des Stickprojekts produzieren sie Rechtecke aus Seidengarn mit der Seitenlänge 4×6 cm.

Für diesen Wettbewerb haben sie eine Raute, 24 cm² groß, weiterhin mit Seidengarnen gestickt. Die Raute bildet das Grundmuster dieser traditionellen Stickerei.

Wenn die afghanischen Stickerinnen ihre Arbeit abgeschlossen haben, liefern sie zwar eine fertige Stickerei, aber noch kein fertiges Produkt. Es liegt bei den Europäerinnen, sich diese Stickereien anzueignen, sich darauf einzulassen und darauf aufzubauen, damit ein Vier-Hände-Produkt entsteht.

Die Form des Werks und die Interpretation waren freigestellt, das Werk durfte jedoch 40×40 cm nicht überschreiten. Angekündigt wurde, dass die Werke, frei wie ein Mobile, präsentiert werden würden.

Die Ausstellung zeigt 65 Werke, die aus 85 Einsendungen aus 11 EU-Ländern angenommen wurden. Der Form der Raute sowie ihre auserlesene Besonderheit spiegeln sich wieder in den Werken der Europäerinnen. Die angekündigte luftige Aufhängung verleitete zu grazilen und leichten Werken, die die Vorstellung von Schmetterlingen, Libellen und Drachen evozieren. Der Luxus der Stickerei sowie der exotische Charakter der Seide inspirierten zu Schmuck und Putz, aber auch zu mythischen Gärten, wo Auserlesenheit und Fülle zusammentreffen. Exquisite Ideen und Erfindungen, Überraschungen und manchmal geradezu ein verstecktes Augenzwinkern verwandeln diese Ausstellen in einen Garten von fliegenden Teppichen: eine Einladung zu träumen, dass Ost und West sich einmal ganz nah berühren könnten.

Liebe Pascale,

In der Zeit, als ich die Arbeit gemacht habe, las und hörte ich auf einmal immer wieder Berichte über Afghanistan. Nicht, weil plötzlich mehr über das Land und seine Bewohner geschrieben wurde, nein, sondern weil ich sensibler für Berichte über das Land wurde. Ich hatte das Gefühl, durch die Stickerei habe ich eine Verbindung zu einer einzelnen Person, Afghanistan war nicht länger das Land weit weg.

Ich finde es wunderbar, wie du dich dafür einsetzt! Und wenn ich einen kleinen Beitrag dazu leisten kann, gerne!

Liebe Grüße, Sandra Germann-Struck (Ihr Werk ist abgebildet)