Martine Molet-Bastien
"Volubilis"
Stickerin Golgotai

Als ich das erste mal in Laghmani war, im Frühling 2005, zeigte ich den anwesenden Stickerinnen Fotos von Quadraten,die wunderbar bestickt waren, in der Art der »Kandahar-Stickerei«. Ich suchte nach der Stickerin. Die Frauen wussten, dass sie von Golgotai waren. Am Tag darauf kam Golgotai. Ich fragte, ob sie in Zukunft nicht mehr sticken wolle. Sie antwortete: »Meine Mutter ist vor kurzem gestorben und jetzt kann ich nicht mehr sticken.« Ich drückte ihr mein Beileid aus und gab ihr trotzdem rote Garne und Stoffe und sagte dabei: »Solltest Du irgendwann wieder anfangen wollen, hast Du das als Material. Aber Du kannst Dir Zeit lassen oder auch nie etwas damit anfangen.« Das Mal darauf hatte Golgotai das Stoff-Tuch doch bestickt und das ganze rote Garn verbraucht. Die Stickerei war sehr unregelmäßig ausgeführt, manche Quadrate waren großartig bestickt, dagegen andere wie von einer Anfängerin zögerlich ausgeführt. Martine Molet, die eine Vorliebe für rot hat, bekam 6 Quadrate von Golgotai. – P.G.